Fluoreszenz bei Diamanten
Was bedeutet Fluoreszenz beim Diamanten?
Vorhang auf für den fluoreszierenden Diamanten. Der blaue Stein ist der am häufigsten diskutierte Edelstein. Das Themenfeld Diamantfluoreszenz beschäftigt Branchenexperten seit Jahren, da sie sich nicht einig sind, welchen Einfluss die Fluoreszenz auf den Edelstein hat und inwieweit der Wert beeinflusst wird. Unser Magazin hat sich mit diesem Thema beschäftigt.
Was ist Fluoreszenz und wie erkennt man es?
Gemmologisch gesehen ist Fluoreszenz eine charakteristische Eigenschaft beim Diamantedelstein und dient als weiteres Identifikationsmerkmal. Werden Mineralien mit UV-Licht bestrahlt, leuchten sie stark in verschiedenen Farben. Dieses Phänomen nennt man Fluoreszenz. Fluoreszierende Steine können chemische Elemente wie Bor enthalten. Bor leuchtet blau unter UV-Bestrahlung. Diese sogenannten Einschlüsse können Hinweise auf Bildungsbedingungen der Steine geben. Bei der Entstehung können sich verschiedene Elemente, die sich in der Umgebungsmasse befinden, in der Struktur des Diamanten einschließen und sind für verschiedene Farbeffekte und Verunreinigungen verantwortlich.
Vereinfacht ausgedrückt, beschreibt die Fluoreszenz, wie ein Diamant unter UV-Licht-Bestrahlung aussieht. Da das Sonnenlicht UV-Licht enthält, ist es bei günstigen Verhältnissen möglich, diesen Effekt mit dem bloßen Auge zu erkennen. Was bedeutet Fluoreszenz beim Diamanten auf dem Verkaufsmarkt? Steine mit extrem starker blauer Farbe werden als “overblues” bezeichnet. Dieser Effekt lässt den Edelstein trüb erscheinen. Das spiegelt sich auch im Preis wider.
Was bedeutet Fluoreszenz beim Kauf von Anlagediamanten?
Experimente des gemmologischen Instituts: Gemological Institute of America (GIA) haben gezeigt, dass ein fluoreszierender Anlagediamant faktisch nicht mehr oder weniger wert sein kann als ein nicht fluoreszierender, da das Leuchten durch winzige Partikel im Edelstein hervorgerufen wird. Unter normalen Lichtbedingungen sind diese Einschlüsse nicht zu erkennen.
Die Experten sind sich untereinander uneinig, ob der fluoreszierende Effekt bei Diamanten einen ungünstigen Einfluss auf das Aussehen der Edelsteine hat. Steine ohne Fluoreszenz gelten allgemein als ‘reiner’ und ungetrübt. Kleinste Nuancen haben großen Einfluss auf den Preis, auch beim Diamantring. Das macht sich unter Umständen auf die Wiederverkäuflichkeit bemerkbar. Der niedrigere Wert der fluoreszierenden Steine kann zum Vorteil genutzt werden. So könnte ein Edelstein erworben werden, der sich in Schönheit und Brillanz von vergleichbaren Steinen ohne oder mit geringerer Fluoreszenz unterscheiden lässt. Dieser Kauf sollte beim Händler Ihres Vertrauens vorgenommen werden, da dieser keinen Edelstein anbieten wird, der aufgrund seiner milchigen Trübung den fluoreszierenden Effekt zeigt. Steine können aufgrund ihrer Eigenschaften trüb wirken oder unter ungünstigen Lichtverhältnissen trübe erscheinen, das ist mit ungeübten Augen schwer zu erkennen.
Graduelle Abstufungen
Folgende Abstufungen werden zur Beurteilung herangezogen:
- None (N) Keine Farberscheinungen unter UV-Licht
- Faint (F) Schwache Färbung
- Medium (M) Mittlere Färbung
- Strong (S) Starke Verfärbung
- Very Strong (VS) stark fluoreszierend
Neben Gelb und Grün ist die häufigste Farbe bei Fluoreszenz Blau.
Ist eine Expertise erforderlich?
Auf dem internationalen Markt verlassen sich Diamantprofis auf das Zertifikat des “Gemological Institute of America” (GIA). In Deutschland reicht ein deutsches Zertifikat. Der Preis wird durch die 4C-Bewertung bestimmt. Das GIA-Logo und die entsprechende Zertifikat Nummer wird an einer unauffälligen Stelle des Edelsteins eingraviert und dient zur Identifikation. Wenn Sie einen Edelstein im Onlinehandel erworben haben, dann ist eine Expertise ratsam.
Vorteile und Nachteile bei Diamanten mit Fluoreszenz
Diamanten, die eine starke Fluoreszenz unter UV-Licht aufweisen, sind allgemein weniger beliebt. Wenngleich sie als spektakulärere Naturprodukte faszinieren, werden sie teils kontrovers von Experten diskutiert. Den Grund für diese Debatten liefert der fluoreszierende Begleiteffekt. Unter UV-Licht erscheinen manche Steine, wenn auch nur sehr selten, matt und milchig. Fluoreszenz beim Diamant kann sich positiv auf das Erscheinungsbild auswirken. In den niedrigeren Farbgraden I bis K ist die Fluoreszenz beim Diamant am deutlichsten zu beobachten. In den höheren Farbgraden N bis Z hat dieser Effekt einen ungünstigen Einfluss auf die Preisbildung.
Der sogenannte “overblues” ist sehr selten. Nur etwa 0,2 % der vom GIA untersuchten fluoreszierenden Edelsteine weisen eine trübe Eigenschaft auf. Aufgrund der geringen Anzahl der betroffenen Steine ist es dem Gemological Institute of America nicht gelungen, eine aussagekräftige Studie durchzuführen.
Farbe und Typenklassifizierung
Die unterschiedliche Farbe ist auf eine interstitielle Verunreinigung oder auf strukturelle Defekte zurückzuführen. Reine Diamanten haben keine Einschlüsse oder Beschädigungen und sind farblos und transparent. Die Klassifizierung findet anhand der inneren Strukturen und eingelagerten Fremdatome statt. Wissenschaftlich werden die Steine in zwei Hauptklassen eingeteilt. Es wird beurteilt, in welchem Umfang die Verunreinigungen die Lichtabsorption beeinflusst.
Typ-I mit eingeschlossene Stickstoff-Atome
Typ I Steine haben üblicherweise eine 0,1-prozentige Verunreinigung. Wenn die Farbintensität nicht beeinflusst wird, das ist der Fall, wenn die Stickstoffatome paarweise vorliegen, werden sie der Untergruppe Typ IaA zugeordnet. In bestimmten Aggregatzuständen können die Stickstoffatome einen gelben bis braunen Farbton bewirken. In diesem Fall werden sie der Untergruppe Typ IaB zugeordnet. Ein Großteil, 98 % der Edelsteindiamanten, werden in der Untergruppe Typ Ia klassifiziert und bestehen aus einer Mischung der Typen IaA- und IaB-Material.
Typ-2 ohne Stickstoff-Atome
Typ II Edelsteine haben keine Stickstoffverunreinigungen und absorbieren in anderen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums der Infrarotstrahlung. Im Gegensatz zum Typ I übertragen sie unter 225 nm bei UV-Licht-Bestrahlung. Die unterschiedlichen Fluoreszenzeigenschaften lassen kein wahrnehmbares Absorptionsspektrum im sichtbaren Bereich zu. Typ IIb Edelsteindiamanten leuchten leicht Blau und machen 0,1 % der Edelsteindiamanten aus. Die Blaufärbung hängt mit dem gestreutem Bor in der Kristallmatrix zusammen. Gründiamanten werden nicht typisiert, weil dieser Farbeffekt durch GR1-Farbzentren im Kristallgitter ausgelöst und durch Einwirkung unterschiedlicher Strahlungsmengen hervorgerufen wird.
Weitere Farbeffekte können durch plastische Verformungen des Kristallgitters entstehen. So verursachen mikroskopisch kleine schwarze Grafit oder graue Sulfid Einschlüsse eine Verunreinigung und geben den Edelsteinen die schwarze Farbe. Mikroskopische Brüche können denselben Effekt auslösen. Opaleszierende Steine können einen weiß-milchigen Effekt aufweisen, der durch Streuung und Interferenz des Lichts an kleinen Strukturen im Kristallgitter erzeugt wird. Lila scheinende Edelsteine haben einen hohen Wasserstoffgehalt und in Kombination mit einer Kristallgitterverzerrung wird dieser Effekt verstärkt. Fluoreszenz beim Diamant kann einen positiven Einfluss haben, da sie die Brillanz und die Farbwirkung verbessert.
Beeinflussen trübe Färbungen den Preis?
Einschlüsse können die Brillanz nachteilig beeinflussen und trüb erscheinen lassen, indem sie die Brechung und Wiedergabe des Lichts behindern. Experten bewerten Diamantedelsteine nach vier Kriterien, den sogenannte “4Cs”, die sich aus Color (Farbe), Carat (Gewicht), Clarity (Reinheit) und Cut (Schliff) ergeben. Die Reinheit “clarity” ist ein wichtiger Faktor. Lupenreine Edelsteine sind am wertvollsten und dürfen bei mehrfacher Vergrößerung keine Einschlüsse oder Beschädigungen aufweisen. Solche Mängel mindern den Wert.
Auch die Farbe “Color” spielt bei der Preisbildung eine entscheidende Rolle. Diamanten sollten farblos und transparent sein. Feinste Nuancen in der Farbe werden von Experten erkannt und können eine Herabstufung des Preissegments bewirken. Daneben beeinflussen das Gewicht “Carat” und der Schliff “Cut” den Preis. Ein perfekter Diamantschliff kann sich positiv auf die Preisbildung auswirken. Das Gewicht “Carat” wird oft unterschätzt: so ist ein großer Diamant mit Verunreinigungen eventuell günstiger als ein kleiner reiner und farblich einwandfreier Edelstein.