An welcher Hand trägt man den Verlobungsring?
Für die meisten Frauen stellt der Verlobungsring nach dem Ehering den wohl wichtigsten Ring ihres Lebens dar. Allein schon der Gedanke an die Frage aller Fragen verursacht vielen ein Kribbeln im Bauch und macht den Ring zu etwas Besonderem. Manchmal kommt es allerdings beim Anstecken des Rings zu Verwirrungen: welcher Ringfinger ist der richtige, rechts oder links? An welcher Hand trägt man den Verlobungsring? Diese und weitere wichtige Fragen rund um den Antragsring werden nachfolgend beantwortet und erklärt.
An welcher Hand trägt man den Verlobungsring?
Geht der Lebensgefährte oder die Lebensgefährtin auf die Knie, dann schlägt das Herz automatisch höher und der oder dem Beknieten wird sich unmittelbar der darauffolgenden Frage bewusst. Das Aufblitzen des Rings in Verbindung mit den meist kullernden Freudentränen besiegeln diesen höchst romantischen Moment, wenn die oder der Gefragte mit einem Ja antwortet. Es folgt das Anstecken des Verlobungsrings an den Ringfinger der linken Hand bzw. sollte es zumindest so sein. Denn in Deutschland wird er traditionell am Finger der linken Hand getragen und signalisiert so allen anderen Menschen die Verlobung.
Allerdings handelt es sich hierbei in erster Linie um die deutsche Trageweise. Ganz getreu dem Motto “andere Länder – andere Sitten – andere Bräuche” wird der Ring zum Eheversprechen weltweit vollkommen unterschiedlich getragen. Das bezieht sich darüber hinaus nicht nur auf die Frage, ob links oder rechts, sondern auch auf den ringtragenden Finger. Denn auch wenn der Ringfinger genau aus diesem Grund seinen Namen hat, gibt es Orte auf der Welt, an denen der Verlobungsring an ganz anderen Fingern getragen wird. Doch bevor wir mit Ihnen einen internationalen Blick auf den Antragsring werfen, beschäftigen wir uns mit dem Ursprung dieser wunderschönen Tradition und warum es hierzulande klassisch der Ringfinger der linken Hand ist, der Herzseite.
Wo der Verlobungsring seinen Ursprung hat
Dass die Verlobung den ersten Schritt in Richtung in Hochzeit darstellt, ist allgemein bekannt. Jedoch wissen nur wenige, woher die Tradition mit dem symbolischen Ring am Finger seinen Ursprung hat und was genau dahintersteckt. Ringe sind kreisförmig und stehen so für die Unendlichkeit, weil man bei ihnen weder einen Anfang noch ein Ende ausmachen kann. Und insbesondere diese durch den Antragsring symbolisierte Unendlichkeit soll sich in dem geschlossenen Eheversprechen widerspiegeln. Aber das Tragen des Verlobungs- als auch Eherings an der Hand soll genauso auch keinen Spielraum für Zweifel an der Zusammengehörigkeit zweier Menschen lassen.
Zurückblickend auf eine lange Historie
Anders als vielleicht manch einer vermutet, sind Verlobungsringe keine “Erfindung” der modernen Neuzeit, sondern das Signal rund um den besonderen Ring findet seinen Ursprung bereits bei den Höhlenmenschen. Schon zu dieser Zeit wurde sich mit Besitzansprüchen beschäftigt und wie diese dem Umfeld ohne große Worte vermittelt werden konnten. Hierzu bedienten sich die Vorfahren einer Schnur, welche sie einfach um den Finger wickelten.
Nach entsprechenden Überlieferungen wurde eine Verlobung allerdings schon innerhalb der frühen Antike Roms rein aus Liebesgründen vollzogen. Zu dieser Zeit wurden Frauen mit einem Eisenring beglückt, der für die Außenwelt eindeutig als Zeichen der Zusammengehörigkeit zu erkennen war. Zusätzlich bekam die Frau zur Verlobung einen Schlüssel, welcher den berühmten Schlüssel zum Herzen des Geliebten darstellte und parallel der Türöffner für den Erhalt des halben Besitzes des Mannes war.
Die heute bekannte Tradition entstand hingegen in der Spätantike. Der Zukünftige steckte seiner Dame des Herzens den Antragsring an den Ringfinger der linken Hand. Dass der Ring links und nicht rechts angesteckt wurde, soll darauf basieren, dass die linke Hand unmittelbar durch eine Vene mit dem Herzen verbunden ist. Dass das Herz das entscheidende Kriterium für die Wahl der Hand sein soll, ist natürlich ein äußerst romantischer Gedanke und sehr gut nachzuvollziehen. Sicherlich ist dies einer der wichtigsten Gründe, weshalb diese Tradition die ganzen Jahrhunderte über hinweg bis heute überdauert hat und in eine Vielzahl europäischer Kulturen integriert wurde. Übrigens ist die “Liebesader” international als “Vena Amoris” bekannt.
Seine Mitgift ist die Liebe
Leider verlor dieser ganze romantische Flair um den Verlobungsring im Mittelalter etwas an Glanz. Zu dieser Zeit rückte vor allem die Mitgift in den Vordergrund. Der Antragsring wurde mehr zu einem Zeichen, was den Erhalt der Mitgift anging. Die Höhe dieser “Aussteuer” wurde zwischen dem Zukünftigen und dem Vater der Braut oftmals hart verhandeltet. So bekam das Anstecken des Rings einen eher bittersüßen geschäftlichen Beigeschmack.
Es wird davon ausgegangen, dass die erste traditionelle Verlobung, wie sie heute bekannt ist, im 14. Jahrhundert stattfand. So bekam im Jahr 1477 die Braut von Erzherzog Maximilian I. von Habsburg einen Verlobungsring mit Diamantenbesatz geschenkt. Dieser sollte das getätigte Eheversprechen seinerseits unmissverständlich für die Außenwelt und natürlich auch für die Braut selbst bezeugen. Ab jenem besonderen Tag werden Verlobungen durch das Anstecken eines Rings besiegelt. Jedoch waren Diamantringe als Verlobungsringe vornehmlich der oberen Gesellschaftsschicht vorbehalten, denn Bauern und einfache Bürger hatten kaum die finanziellen Möglichkeiten für einen derartigen Zierrat. Anstatt eines solchen Prunkringes bekamen die Frauen hier selbst hergestellte Ringe aus Holz oder Stein an den Finger gesteckt.
Verlobungsringe – andere Länder gleich andere Trageweise?
An dieser Stelle folgt der internationale Blick auf den Verlobungsring, denn so unterschiedlich wie die Menschen selbst und ihre Kulturen und Bräuche sind, so differenziert verhält es sich auch mit der Tradition rund um die Trageweise. Der nachfolgende Überblick zeigt, wo Verlobungsringe wie in Deutschland links getragen werden und wo sie die Hand rechts zieren:
Linke Hand: Amerika, Bulgarien, Norwegen, Österreich, Polen, Russland, Türkei, Ukraine
Rechte Hand: Italien, Kroatien, Niederlande, Portugal, Schweiz, Spanien, Zypern.
Müssen Verlobungsringe an der Hand so getragen werden, wie es die Tradition besagt?
Bei einer Verlobung handelt es sich nicht wie oftmals vermutet, um ein (rechtlich) verbindliches Versprechen. Um heiraten zu können oder zu dürfen, bedarf es nicht zwingend vorher einer klassischen Verlobung und einer gewissen Verlobungszeit. Die Eheschließung ist durchaus von einen auf den anderen Tag möglich, insofern das Standesamt ebenfalls spontan einen Termin frei hat. Da eine vorherige Verlobung also nicht verpflichtend ist, ist auch das Tragen eines Antragsrings, egal ob rechts oder links, keine Pflicht. Somit ist es jedem Paar freigestellt, ob es vorab eine Verlobung gibt, ob die Ringe dazu links oder rechts getragen werden und ob es überhaupt welche haben möchte.
Was ist mit der Hand des Mannes?
Auch wenn das Herz der Frau durch das Anstecken eines Verlobungsrings höherschlägt, bedeutet das nicht automatisch, dass es dem Mann auch so ergeht. Viele zukünftige Bräute wünschen sich natürlich, dass der Traummann als Zeichen ihrer Liebe und Zusammengehörigkeit ebenfalls an der linken Hand einen Ring trägt. Jedoch besteht auch hier keinerlei Verpflichtung. So entscheidet der Mann selbst oder zusammen mit seiner Partnerin, ob er mittels seiner Hand seinen Beziehungsstatus preisgeben möchte.